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Let’s talk about: Goddess Energy und der heilige Uterus in der Spiri Szene

Ich möchte heute das Thema Weiblichkeit, Goddess Energy und den heiligen Uterus in der Spiri Szene thematisieren. Ich werde in dem folgenden Text bestimmte Verbindungen nur andeuten und vermeiden, sie klipp und klar zu benennen. Ich werde also ganz bestimmte Keywords nicht benutzen, damit dieser Artikel meine Bubble nicht verlässt. Das dient meiner eigenen Sicherheit. […]

Goddess Energy und der heilige Uterus in der Spiri Szene

Ich möchte heute das Thema Weiblichkeit, Goddess Energy und den heiligen Uterus in der Spiri Szene thematisieren. Ich werde in dem folgenden Text bestimmte Verbindungen nur andeuten und vermeiden, sie klipp und klar zu benennen. Ich werde also ganz bestimmte Keywords nicht benutzen, damit dieser Artikel meine Bubble nicht verlässt. Das dient meiner eigenen Sicherheit. Wenn euch die Hintergründe der auf Social Media zelebrierten „Weiblichkeit“ interessieren, könnt ihr hier und hier tiefer eintauchen.

Beim Scrollen durch Instagram begegnen mir unentwegt spirituelle Inhalte, die mich wieder in Kontakt mit meiner „Weiblichkeit“ bringen wollen. Kurse, um voll in meine Goddess Energy zu kommen hier, Women Circles da. Das Netz ist voll mit Kursen und Inhalten, die mich wieder mit meinem Uterus verbinden wollen.

Aber was bei all‘ diesen Angeboten erstmal feministisch und empowernd anmutet, ist in Wirklichkeit hochpolitisch.

Bitte versteht mich nicht falsch. Ich finde es sehr erstrebenswert, Themen wie Menstruation zu enttabuisieren. Kostenlose Menstruationsprodukte, die ganz selbstverständlich überall frei ausliegen, tun das beispielsweise. Das spanische Gesetz in Sachen „Menstruationsurlaub“ ist ein revolutionärer Schritt in eine richtige Richtung und es tut uns gesamtgesellschaftlich sicherlich auch sehr gut, mehr über dieses Thema zu reden. Das alles möchte ich überhaupt nicht kritisieren, denn ich halte es für überaus relevant.

Aber warum wollen alle, dass ich in meine „weibliche Kraft“ komme und mich mit meinem heiligen Uterus verbinde? Was zur Hölle ist da los?

I mean, wir leben in 2023 und nicht mehr in den frühen 2000ern. Das Leben hält mittlerweile doch weit mehr als 2 Schubladen für uns bereit!?

Es gibt Männer mit Uterus und Frauen, die nicht menstruieren. Das ist für viele noch too much. Hier ein sehr gutes Video dazu. Konservative Menschen und der rechte Rand arbeiten sich ja bereits seit mehreren Jahren an einem Gendersternchen ab. Ich habe kürzlich den Podcast von Eva Schulz gehört, in dem Riccardo Simonetti zu Gast war. Das war ziemlich erdend, weil ich mir mal wieder meiner privilegierten Situation als heterosexuelle Cis-Frau bewusst wurde.

Und dann verlasse ich die politische Gegenwart, öffne Instagram und befinde mich augenblicklich wieder in einer Welt, in der es nur „Männer“ und „Frauen“ gibt und in der es als erstrebenswert gilt, seinen heiligen Uterus zu verehren. Es kann sicherlich nicht schaden, eine gute Beziehung zum eigenen Uterus zu haben. So wie es auch nicht schaden kann, eine gute Verbindung zum eigenen Herzen oder den eigenen Lungen zu haben. Und wenn wir uns mal anschauen, warum die meisten Frauen genau diese Verbindung (also zu ihrem Uterus) nicht haben, dann landen wir wie immer beim Patriarchat.

Daher eine ganz ernst gemeinte Frage: Wenn wir diese Scheisse nun überwinden wollen, macht es dann nicht viel mehr Sinn, einfach das Patriarchat anzuzünden?

Warum befeuern wir kollektiv transfeindliche Rollenbilder, indem wir den Uterus als Inbegriff „heiliger“ Weiblichkeit etablieren? Eines ist klar: Dem Patriarchat gefällt das. Denn während wir uns an dem Artikel des Mondes in der deutschen Sprache stören, rebellisch „die Mondin“ in die Caption unseres neuen Insta Posts tippen, um uns nur kurze Zeit später beim Goddess Women Circle friedlich im Yin zu wiegen, geht es dem Patriarchat nicht an die Eier.

Wer einen Uterus als heiliges Symbol der Weiblichkeit definiert und gleichzeitig Themen wie Jahreskreis & Co. bespielt, darf sich im Jahr 2023 zweifelsohne mal über die Schnittmenge der eigenen Haltung mit der der neuen Rechten Gedanken machen.

Die Verehrung der jungen, fruchtbaren und gebärfähigen Frau

Ich soll also wieder in Kontakt mit meinen urweiblichen Qualitäten kommen. Und die sind sehr klar definiert.

Intuition, Empathie, Sanftheit. Alles, was die Yin Polarität eben so hergibt. Gebärfähigkeit und Mutterschaft werden glorifiziert bis ans Limit. Und das Patriarchat lacht sich schlapp.

Ich selbst bin mittlerweile 43 Jahre alt und muss mich immer seltener für meinen nicht vorhandenen Kinderwunsch rechtfertigen. Dafür steuere ich jetzt auf ein Alter zu, in dem Frauen aus der sichtbaren Öffentlichkeit langsam verschwinden. Denn mit dem Ende der Reproduktionsfähigkeit hat die Frau einem patriarchalen Gesellschaftssystem nichts mehr zu geben. Ihre Arbeit ist getan. (Oder wie in meinem Fall eben nicht.)

Ich selbst menstruiere nach wie vor sehr regelmäßig, stelle aber seit 1-2 Jahren fest, dass es immer mal wieder einen Zyklus ohne stabile Coverline gibt, wie ich es bisher eigentlich gewohnt war. Das Gewebe wird langsam weicher. Vermutlich der Beginn der Perimenopause. Aber Themen wie diese sind in der spirituellen Goddess Bubble absolut tabu.

Was wollen wir verehren, wenn die Gebärfähigkeit sich langsam dem Ende zu neigt und der heilige Uterus die Arbeit einstellt? Wie definieren wir uns dann? Wo ist sie dann hin, unsere „heilige Weiblichkeit“?

Ich will mit diesem Artikel auf die ideologischen Parallelen hinaus, die sowohl in der Spiri Szene, als auch am rechten Rand kultiviert und zelebriert werden.

Und ich würde mir wünschen, dass wir diesen veralteten Scheiss endlich hinter uns lassen und uns mit der Wurzel allen Übels beschäftigen. Mein Uterus ist wütend und will nicht länger als heiliges Symbol der Weiblichkeit verehrt werden. Er will, dass der Gender Pay Gap verschwindet und dass FLINTA* (= Abkürzung für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen, der angehängte Asterisk dient dabei als Platzhalter, um alle nicht-binären Geschlechtsidentitäten einzubeziehen) nicht länger Menschen zweiter Klasse sind.

Mein Uterus wäre bereit, das Patriarchat anzuzünden und ist fest davon überzeugt, dass wir dadurch alle großen Probleme und Krisen unserer Zeit auf einen Schlag lösen könnten.

How about you?