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Warum ich mit Zeitungshoroskopen nichts anfangen kann

Als ich dieses virtuelle Konstrukt hier im vergangenen Jahr gerelaunched habe, waren viele Menschen skeptisch. „Puh, echt jetzt, Jenny? Astrologie?“ Und ich konnte an ihren Gesichtern ablesen, dass sie sich Sorgen machten. Jetzt dürfen sich alle entspannen, denn ich möchte in diesem Artikel erklären, warum ich mit Zeitungshoroskopen nichts anfangen kann. Ich kann die Sorgen […]

Warum ich mit Zeitungshoroskopen nichts anfangen kann

Als ich dieses virtuelle Konstrukt hier im vergangenen Jahr gerelaunched habe, waren viele Menschen skeptisch. „Puh, echt jetzt, Jenny? Astrologie?“ Und ich konnte an ihren Gesichtern ablesen, dass sie sich Sorgen machten. Jetzt dürfen sich alle entspannen, denn ich möchte in diesem Artikel erklären, warum ich mit Zeitungshoroskopen nichts anfangen kann.

Ich kann die Sorgen in Teilen nachvollziehen. Denn das Image der Astrologie ist ja nicht unbedingt das Glamouröseste. Und schon gar nicht während einer Zeit, in der alles rund um das Thema „Esoterik“ von immer mehr Menschen mit Reichsbürgertum assoziiert wird.

Ich selbst habe (wie vermutlich die meisten von euch) erstmalig als Teenager Horoskope gelesen. Das war dann immer eine Zusammenfassung in Form von 5 Zeilen in der Bravo Girl, der Mädchen oder der Brigitte Young Miss.

Und weil ich am 27. September geboren bin und mein „Sternzeichen“ Waage ist, habe ich immer das Waage Horoskop gelesen. Ich lernte demzufolge also bereits in jungen Jahren, dass eine Waage „harmoniesüchtig“, „shoppinggeil“ und „oberflächlich“ ist.

Von meinem Mondzeichen hatte ich damals keinen Schimmer. Schliesslich haben Zeitschriften den Fokus immer ausschließlich auf der Sonne. Ich wusste damals nicht mal, dass es ein Mondzeichen gibt. Als ich dann im Rahmen der Saturnrückkehr mit Ende 20 eine zehnjährige Beziehung beendete und mein Aszendent verstärkt in Erscheinung trat, stellte ich erstmalig fest, dass ich irgendwie immer mit Wassermännern zu tun hatte. Und auch in den darauf folgenden Jahren bestand mein Umfeld zu fast 100% aus Luft- und Feuerzeichen.

Das war der Zeitpunkt, an dem ich erstmalig tiefer in die Thematik eintauchte und realisierte, dass ich nicht nur mit einem Schütze Aszendenten, sondern auch mit einem Schütze Mond unterwegs bin. Ich begann also zu verstehen, warum ich nicht „shoppinggeil“ bin und warum diese Oberflächlichkeiten, die Magazine mir über all‘ die Jahre andichteten, sich immer falsch anfühlten.

Ich begann zu verstehen, dass ich meine Waage Sonne auf eine Art lebte, die mir diese ganzen Magazine immer vorenthalten hatten. Da ich Ungerechtigkeiten nämlich nur schwer ertragen kann, prozessierte ich in meinen Zwanzigern einige Dinge in diversen Gerichtsverfahren durch. Mittlerweile weiss ich, dass ich meine Waage Sonne auch lebe, wenn ich Menschen verbinde oder zwischen unterschiedlichen Standpunkten vermittle.

Aber bevor ich in diesem Artikel erkläre, warum ich Zeitungshoroskope und diesen alleinigen Fokus auf das Sonnenzeichen schwierig finde, möchte ich den Sachverhalt mal an ein paar Beispielen fest machen. Auf die folgende Art und Weise wurde mir zum Jahresbeginn in diversen Zeitschriften nämlich mein Jahresstart „vorhergesagt“:

In der Familie und im Freundeskreis herrscht eine ausgelassene und fröhliche Stimmung. Ideale Voraussetzungen, um gemeinsam Zeit zu verbringen. Das geht auch Corona-konform per Skype oder Zoom. Lassen Sie sich etwas einfallen und melden Sie sich bei Ihren Lieben. (Quelle: Glamour)

Exakt die selbe “Prognose”, also wirklich 1:1, finde ich auch im Tageshoroskop der Brigitte, 5 Minuten später auf freundin.de und am Ende meiner kleinen Online Recherche auch auf gala.de.

Das Jahreshoroskop der Cosmopolitan prophezeit mir währenddessen:

Freu dich über neues Herzklopfen und spannenden Input – in der Liebe genauso wie im Job und in allen anderen Bereichen. Du wirst es lieben.

„In allen anderen Bereichen“? Geht es wohl noch schwammiger? Wohl kaum. Und wie wahrscheinlich ist es, dass so eine schwammige Aussage am Ende als zutreffend interpretiert wird?

Springen wir rüber zum “Beauty Horoskop” der Glamour:

Die Waage ist eigentlich das schönste Tierkreiszeichen von allen. Von Natur aus mit milden Gesichtszügen gesegnet, hat sie viele Schönheitsfehler erst gar nicht. Umso wichtiger ist es für sie, auf den Erhalt dieses tollen Potenzials zu achten.

Aber das war noch nicht alles, denn die Glamour hält auch noch ein Sex Horoskop für mich bereit:

Doch jetzt sorgen Ihre Sterne dafür, dass auch bei Ihnen die Sicherungen durchbrennen. Sie haben Lust auf Sex, Liebe, Romantik. Einfach auf alles, was Spaß macht!

Ich klicke mich weiter zum Jahreshoroskop der InStyle und lese:

Doch trotz der generellen Uranus-Power 2019 wird das neue Jahr bei dir ruhiger: Der Unruhestifter-Planet verlässt dein Beziehungshaus, was Harmonie bringt. Kurz vor der Entspannungs­phase gibt es aber noch mal einen heftigen Konflikt, sogar eine Trennung ist möglich.

Und dann so: Wait – 2019? Das muss ein fehlerhafter Link sein. Aber stand ich 2019 partnerschaftlich vor dem “Liebesaus”? Nope. Und wie realistisch ist es wohl, dass alle Menschen, die zwischen dem 24. September und dem 23. Oktober geboren sind, 2019 vor dem “Liebesaus” standen?

Immer ein wenig aufpassen sollten Waagen mit Alkohol. Da sie zu Tränensäcken neigen, sollten sie ihn nur in Maßen genießen. Eventuell wäre eine Schlafmaske mit kühlendem Gel zu empfehlen. (Quelle: Glamour)

Will die Glamour mich fertig machen? Habe ich jetzt milde Gesichtszüge ohne Schönheitsfehler oder Tränensäcke? Wer schreibt das alles? Und welche Substanzen sind da wohl im Spiel?

Aber bleiben wir beim Alkohol. Die InStyle nämlich so:

Billiger Prosecco? Nicht mit einer Waage! Um in Party Stimmung zu kommen, gönnt sich eine Waage gerne das eine oder andere Glas Champagner.

Diese ganzen Zeitungshoroskope richten sich in erster Linie an Frauen und bedienen das selbe problematisches Frauenbild, mit dem wir auch sonst medial größtenteils zu tun haben. Es geht immer um Liebe, Lifestyle, Konsum und Oberflächlichkeiten. (Zumindest in den Waage Horoskopen.)

So einen Quatsch zu lesen und zu behaupten, das sei Astrologie ist ungefähr vergleichbar mit einem 10-tägigen All Inclusive Urlaub in Phuket, bei dem man die Anlage kein einziges Mal verlässt und dann am Ende erzählt, dass man Thailand bereist hat.

Ein Horoskop ist die Stellung aller Planeten (sowie der Sonne und des Mondes) zueinander, und zwar in genau dem Moment unseres ersten Atemzugs. Die visuelle Abbildung dieses Moments, also unser Radix oder Chart, zeigt unseren kosmischen Fingerabdruck. Unsere kosmische DNA.

Ich persönlich halte diese Dreizeiler in Magazinen für genauso unseriös wie die Zukunftsdeutungen bei Astro TV. Man kann sich das zum Entertainment ja geben, aber es hat meiner Meinung nach in den seltensten Fällen wirklich was mit Astrologie zu tun.

Der Kosmos spielt uns zu unserer Geburt ein verdammt individuelles Programm auf die Festplatte. Und die Astrologie ist die Sprache, die diese Festplatte auslesen kann. Sie erkennt Potentiale und Herausforderungen. Aber sie ist kein Tool, das pauschal die Zukunft aller Skorpione für 2022 vorhersagen kann.

Ich möchte mit diesem Artikel niemanden diskreditieren. Ich stelle es mir nämlich schon auch herausfordernd vor, diese „Horoskope“ zu schreiben. Der heutige Text spiegelt lediglich meine Meinung wieder. Ich lese ich mir sowas schon seit vielen Jahren nicht mehr durch. Ich schaue mir stattdessen gerne astrologische Monatsprognosen oder Tageshoroskope auf YouTube an. Die beschäftigen sich dann aber immer mit den allgemein vorherrschenden Konstellationen und zielen nie auf das Sonnenzeichen der Zuschauer*innen ab.

Im Sommer geht endlich das Cosmic Vibes Horoskop an den Start, ein kompaktes Horoskop, das sich schwerpunktmäßig mit Sonne, Aszendent und Mond beschäftigt. Nur für den Fall, dass ihr Lust habt, tiefer ins Thema einzutauchen als bis zu den Tränensäcken und dem Champagner.

Peace out!