#yogisgegenrechts – Warum es an der Zeit ist, sich klar zu positionieren

Heute geht eine Initiative von Shantifa – Yogi:nis gegen Rechts an den Start, die ich sehr unterstützenswert finde. Bei Shantifa handelt es sich um eine Facebook Community, die folgenden Standpunkt vertritt:

“Seit 2015 gibt es in Deutschland eine Besorgnis erregende Radikalisierung der neuen Rechten und eine Verschiebung des Diskurses nach Rechts. Seit der Corona-Krise rückt nun auch offensichtlich ein Teil der Yogaszene nach Rechts: Immer mehr rechte Kanäle und krude Verschwörungstheorien werden durch Yoga People verbreitet, manche Yogi:nis gehen sogar auf Demonstrationen, die von Rechtsradikalen organisiert werden.

Für uns ist klar: Yoga ist nicht vereinbar mit Xenophobie, Homophobie, Rassismus, Sexismus, Antisemitismus und Sozialdarwinismus, ebenso wenig mit Ultrakapitalismus, Neoliberalismus und Wissenschaftsfeindlichkeit. Daher wollen wir mit dieser Seite der lichtvollen Seite des Yoga eine Stimme geben. Für Frieden, Liebe, Mitgefühl, Gerechtigkeit, Freiheit und Solidarität.”

Ich persönlich würde das Problem sogar auf die gesamte spirituelle Szene ausweiten und nicht nur auf die Yogaszene begrenzen. Wer hier schon ein paar Monate mitliest, wird ja mitbekommen haben, wie stark mich das Sichtbarwerden rechter Gesinnung innerhalb der Spiri Szene in diesem Jahr herausgefordert hat.

Es gibt spirituelle Gallionsfiguren unserer Zeit, denen zigtausend junge Menschen (überwiegend Frauen) folgen und die seit Jahren klipp und klar propagieren, keine Nachrichten mehr zu schauen. Das Ziel? Licht und Liebe. (Was bitte sonst?) Und wer noch Dunkelheit im eigenen Leben zu Besuch hat, muss eben den Onlinekurs kaufen.

Diese “spirituellen Leaderinnen”, die hart kapitalistisch unterwegs sind, und die sich ihre Weisheiten selbst nur aus allen möglichen Quellen zusammen geklaubt haben, raten aber nicht nur vom Medienkonsum ab, sondern verteufeln auch den Verstand und rufen ihre Jünger:innen dazu auf, sich auf sich selbst zu fokussieren und sich in dieser Ego-Bubble ihr Traumleben zu manifestieren.

In der Folge entstanden Spiri Festivals mit Workshop Hopping Charakter und dem Ziel der spirituellen Selbstoptimierung. Vom Kakaoritual zum Gruppenhyperventilieren zum Ecstatic Dance zur “Body Work Session”. Vom Yogaretreat auf Bali zum Ayahuasca Urlaub nach Südamerika. Kaja Otto bezeichnet diesen spirituellen Kapitalismus immer sehr treffend als “Spiritismus” und wer mich kennt, weiss ja, dass mir Spiritismus schon seit Jahren auf die Ketten geht.

Aber dann legt sich eine Pandemie über unseren Planeten und es passiert, was passieren musste in einer Szene, in der die Mehrheit der Menschen sich um nichts als sich selbst dreht, sich medial abgeschottet hat und sich on top auch noch für erleuchtet und super special hält. Denn die einzigen Informationsquellen kommen aus der eigenen Bubble und weil (Überraschung) die Mehrheit innerhalb dieser Bubble irgendwie doch nicht so erleuchtet ist wie gedacht, heisst es plötzlich “Risikogruppe wegsperren”!

In einer Zeit, in der man alles anwenden könnte, was man in all’ den Jahren spiritueller Praxis gelernt hat (zum Beispiel, sich selbst auszuhalten), verweigern plötzlich besonders viele Menschen aus der spirituellen Szene die Maske, zeigen sich maximal unsolidarisch und demonstrieren Seite an Seite mit Nazis für ihre Grundrechte und die Meinungsfreiheit.

Mich hat das in den ersten Monaten der Pandemie sehr mitgenommen, daher habe ich mich im Sommer intensiver mit der Verbindung von “Spiritualität” und “Nationalsozialismus” auseinandergesetzt. Spiritualität stand nämlich auch unter Hitler schon hoch im Kurs. Je mehr ich dazu las, desto klarer wurde mir, dass diese Verbindung auch über die vergangenen Jahrzehnte hinweg Bestand hatte und dass es nur ein unsichtbarer Virus ist, der sie 2020 sichtbar macht. Der Menschen demaskiert, die ironischerweise das Tragen einer Maske verweigern.

Und genau das, liebe Leute, ist der Punkt. Ich werde mich hier vermutlich auch weiterhin über Spiritismus aufregen, aber um ehrlich zu sein ist das Pipifax. Dass es allerdings so viele Menschen in der spirituellen Szene gibt, die ganz offen hochproblematische, antisemitische, homophobe und sexistische rechte Kackscheisse reposten oder propagieren, ist brandgefährlich!

Ich stelle immer wieder fest, dass dieses Verhalten von sehr vielen Menschen einfach stumm hingenommen wird und ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob wir uns hier in Deutschland diese stumme Toleranz leisten können dürfen sollten. (!?)

Es ist genau jetzt, an der Schwelle zu einem Pandemie Winter, enorm wichtig, eine klare Haltung einzunehmen, denn diese asozialen, unsolidarischen und ach so wachen Menschen sind sehr laut. Daher heute meine Bitte an euch, die ihr diesen Artikel lest: Auch wenn ihr kein Yoga praktiziert, auch wenn ihr euch für gewöhnlich online nicht politisch äußert und auch wenn ihr generell eher Inhalte konsumiert und weniger postet: Bitte nehmt ein Foto mit dem #yogisgegenrechts Hashtag auf und teilt es! 

Es ist so wichtig, dass die schweigende Mehrheit sich endlich klar und deutlich gegen Nazis positioniert! Und wenn ihr selbst in spirituellen Kreisen unterwegs seid, ist es umso wichtiger!

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Denn #wirsindmehr! (Zumindest hoffe ich das.)

Jenny


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